Am vorgestrigen Sonntag war am Rande eines der letzten gemütlichen allgemeinen und Schulungsflugbetriebe des Jahres (es gab sogar noch einen dreiviertelstündigen Thermikflug) Gelegenheit für ein kleines aerodynamisches Experiment. Mit Öl, Ruß und Petroleum rückten wir dem spannweitigen Verlauf der laminaren Ablösung und des turbulenten Wiederanlegens auf den Leib (und anschließend mit Spiritus und Papiertüchern der öligen Rußschicht). Hintergrund ist eine deutliche Diskrepanz in der Umschlagslage zwischen Windkanalversuch und Freiflug. Als Ursache kam neben der Versperrung der Offenen Messtrecke des Kanals auch eine Verdrängungswirkung des Rumpfes in Frage, der dem Flügel seine Druckverteilung aufprägt. Diese wiederum müsste mit zunehmender Spannweite abklingen und sich in einer Krümmung der Umschlagslinie niederschlagen.
Eigentlich wäre das Mittel der Wahl für eine Untersuchung hier die Thermographie, mit der wir schon umfangreiche Erfahrungen sammeln durften. Jedoch lässt sich dieser Aufwand nicht mal so nebenbei am Sonntag auf dem Flugplatz treiben; der Anstrichversuch hingegen schon. Man bestreicht die zu untersuchende Oberfläche einfach mit einem Gemisch aus Öl, Ruß und Petroleum und setzt sie der Strömung aus. Beim Verlaufen zeichnen sich die Strukturen der Wandstromlinien ab und man kann besonders deutlich Ablösungen und Wiederanlegelinien erkennen.
So wagten wir eine kleine Abweichung von der SBO-üblichen Vorgehensweise, um der „Suppe“ keine Gelegenheit zum vorzeitigen Herunterlaufen zu geben: Nachdem die Besatzung eingestiegen war, wurde das Seil eingehängt, das Flugzeug bis „straff“ zurückgeschoben und die Winde vorgewarnt. Erst danach wurde das Ruß-Öl-Petroleum-Gemisch auf dem rechten Innenflügel aufgetragen, mit der Rolle schön gleichmäßig verteilt und los ging´s. Bei nur sehr vorsichtigem Ziehen war in etwas mehr als 400m die Auskuppelhöhe erreicht, und wir konnten beim Abgleiten den traumhaften Ausblick über die sonnenbeschienene bunte Herbstlandschaft der Lausitzer Seenplatte genießen. Um unnötige Flugzustandsänderungen zu vermeiden, glitten wir in einer erweiterten Platzrunde ohne Kreise sanft wieder zum Startplatz zurück. Der Sei(t/d)enfaden sollte dabei helfen, den Anstellwinkel etwa auf dem Wert vom Start zu halten.
Sofort nach der Landung ergriffen eine ganze Anzahl von Insekten den geschwärzten Oberflächenbereich, der offenbar in der Sonne etwas wärmer war als die Umgebung – oder sie wollten am noch nicht ganz verdunsteten Petroleum schnüffeln.
Eine deutliche Krümmung der Transitionslinie hin zum Rumpf ließ sich indessen nicht ausmachen, lediglich den bekannten Turbulenzkeil ganz an der Wurzel kann man erahnen. Insofern ist der Windkanal als Hauptschuldiger ausgemacht.

 

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