Um die Prototypenentwicklung auch in diesem Jahr effizient und pandemiegerecht voranzutreiben, probierte das D-B11 Team dieses Jahr erstmalig ein neues Format aus. Die SPRINT-Woche wurde ins Leben gerufen, inspiriert von anderen Projektgruppen innerhalb der Idaflieg. In ihr sollte effektiv und fokussiert an aktuellen Problemen und Baustellen gearbeitet werden. Die SPRINT-Woche war die erste ihrer Art und hatte zum Ziel, die in der Arbeitsgruppe verteilten individuelle Projekte voranzubringen, teilweise auch abzuschließen. Um der aktuellen Corona-Situation gerecht zu werden, entschieden wir uns für ein Online- Workshop-Format. So wurde in der Woche vom 15. bis 19. März 2021 bei mehr oder weniger stabiler Internetverbindung am jeweils heimischen Schreibtisch gemeinsam getüftelt, beraten, gelesen, konstruiert und gerechnet. Es ging nicht nur um die konkreten Fragestellungen zu diversen Themengebieten der D-B11, sondern auch darum, als Team den Erfolg der eigenen Arbeit durch den Projektfortschritt zu sehen.

Die Tage der Sprintwoche gestalteten sich wie folgt: Nach der Tageseröffnung um 8:30 Uhr wurden unsere Tüftler in die erste Arbeitsphase entlassen. Es folgte ein kurzes ,,Catch-Up“ 12:00 Uhr um sich über den aktuellen Arbeitsstand auszutauschen bevor es in die wohl verdiente Mittagspause ging. Um die Motivation und das Interesse hoch zu halten, gab es nach der Pause täglich einen kleinen Exkurs in Form von Videos, Vorträgen und Disskusionen rund um die Welt des Faserverbundes und Flugzeugbaus. Inspiriert ging es in die zweite lange Arbeitsphase, welche 17:00 Uhr mit einem Tagesabschlussmeeting endete. Die Resultate der Sprintwoche wurden dokumentiert und unserem Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zugänglich gemacht. Sowohl die Fragestellungen, die unser Team der D-B11 beschäftigten, aber auch deren Ergebnisse wollen wir im folgenden Abschnitt kurz vorstellen.

Abb. 1 – Klappmechanismus der Form

Unser erstes Projekt beschäftigte sich mit einer Konstruktion für einen Klappmechanismus, welcher bei der Fertigung des Bruchrumpfes helfen soll. Die Schwierigkeit hierbei: beide Hälften des Flugzeugrumpfes müssen präzise miteinander verklebt werden. Aufgrund der benötigten Präzession gestaltet sich ein Verkleben momentan noch als ein immens kompliziertes Vorhaben. Bisher war eine Schließung der Form nur durch körperliche Schwerstarbeit möglich. In unserer Sprintwoche haben wir ein Konzept für einen Klappmechanismus entwickelt (Abb. 1), welcher die Formen über Scharniere miteinander verbindet. Anschließend kann die eine Hälfte des Rumpfs mit Kränen auf die andere Form geklappt werden. Unser neu konstruiertes System aus Führungsschienen ermöglicht abschließend ein präzises absetzen der oberen Form auf die Untere.

Abb. 2 – Fahrwerk

Ein weiteres erfolgreiches Projekt unserer Sprintwoche beschäftigte sich mit dem Fahrwerk. Die Problematik lag hierbei nicht beim Fahrwerk an sich. Ausgangspunkt und Anlass für eine Überarbeitung des Kinematikkonzepts war eine Veränderung des zur Verfügung stehenden Bauraums für das Fahrwerk. Aktuell wird an der strukturellen Auslegung der in Abbildung 2 gezeigten Kinematik gearbeitet. Indem diese überarbeitet wird, soll unter anderem die bisher integrierte Schwinge weggelassen werden können. So soll noch ein Stück Bauraum eingespart werden und die Klappen müssten merklich weniger aufgewölbt werden.

Des Weiteren stand auf dem Projektplan der Sprintwoche unserer D-B11 auch der Entwurf  einer Befestigung für das hintere Instrumentenbrett im Cockpit unseres Flugzeuges. Ein Konzept für eine derartige Befestigung war so noch nicht vorhanden. Um eine exakte Position der Befestigung festzulegen wurde eine Ergonomiestudie (dazugehörig: Abb. 3) durchgeführt. Zeitgleich wird an der Fragestellung gearbeitet: Was tun wenn sich der Öffnungsmechanismus der Haube verkantet, und das Ein- und Aussteigen verkompliziert? Um eine Lösung für dieses Problem zu finden, führt unser D-B11 Team eine Revision des bisher bestehenden Konzepts zur Öffnung der auffällig großen hinteren Haube durch. Dieses Projekt ist etwas aufwendiger und noch in Arbeit. Zusätzlich wird an Alternativkonzepten gesucht.

Abb. 3 – Cockpit

Ein weiteres Projekt unserer Sprintwoche war die Durchführung einer Parameterstudie, welche den Einfluss verschiedener Bugrad- und Hauptfahrwerkshöhen auf das Gesamtflugzeug untersuchen sollte. Dabei wurden unter anderem die Einstiegshöhen vorn und hinten, die Bodenfreiheit und die Neigung des Rumpfes am Boden betrachtet. Die Ergebnisse ließen wir bei der Entwicklung der Kinematik für das Hauptfahrwerk einfließen, da diese die Hauptfahrwerkshöhe maßgeblich bestimmt. Auch der Fahrwerkskastendeckel war Thema bei unserer ersten Sprintwoche 2021. Nach Integration der Ansteuerung von Querruder und Bremsklappen, musste die Geometrie des Fahrwerkkastendeckels überarbeitet und angepasst werden. Durch diese Weiterentwicklung wurden Ausschnitte im Deckel für die automatischen Ruderanschlusstrichter der Querruder- und Bremsklappensteuerung notwendig. Es folgt die strukturelle Auslegung, mit welcher wir die Dicke und Laminataufbau des Fahrwerkkastendeckels bestimmen wollen.

In der Rückschau gestaltete sich unsere Sprintwoche als ein voller Erfolg und wurde von allen Teilnehmern mit positivem Feedback bedacht. Insgesamt konnten wir große Fortschritte im Rahmen unserer Projekte verzeichnen. Das gemeinsame Arbeiten, die effizienten Problemdiskussionen und der offene Austausch untereinander förderte nicht nur die lösungsorientierte Bearbeitung offener Fragestellungen, sondern erzeugte wie erhofft auch einen spürbaren Motivationsschub in der Projektgruppe. Das Konzept der Sprintwoche hat uns damit überzeugt und soll von nun an jedes Semester in der vorlesungsfreien Zeit stattfinden.

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