Vieles, was in anderen Jahren selbstverständlich ist, kann im Jahr 2020 auch schnell mal ausfallen. Daher haben wir uns umso mehr darüber gefreut, dass unser Sommerfluglager in alter Tradition stattfinden konnte. Freundlicherweise nahm uns wieder der AC Pirna auf seinem Flugplatz in Pirna- Pratzschwitz auf. Uns hatte es Pfingsten hier so gut gefallen, dass wir unsere fliegerische Freizeit auch Anfang September wieder beim ACP verbringen wollten.

Der Fokus des Fluglagers lag natürlich auf der fliegerischen Ausbildung. Unsere Fluglehrer Lampe, Hans und Alrik konnten durch ihre langjährige Erfahrung wieder mit vielen guten Tipps dazu beitragen, dass sich die Schüler fliegerisch weiterentwickelten. Die Einen übten das saubere Kurvenfliegen oder fingen an, das Flugzeug bei Start und Landung selbst zu steuern. Die Anderen wagten den Schritt vom doppelsitzigen Flugzeug auf ein einsitziges Flugzeug, das nun deutlich wendiger durch die Lüfte gleitet. Und wieder Andere hatten die Möglichkeit, auf neue Flugzeugmuster umzuschulen und sich in der Luft mit den Flugeigenschaften eines anderen Modells vertraut zu machen. Besonders freuten wir uns über den Besuch zweier Mitglieder der Berliner Akaflieg. Sie brachten sogar ihren selbst gebauten Prototypen mit, die B12. So kamen viele Dresdner Akaflieger in den Genuss, in diesem sehr besonderen Flugzeug mitzufliegen und sich der Faszination eines von Studierenden entwickelten, angenehm fliegenden Prototypen hinzugeben. Vielen Dank an Kobo und Katja für die vielen schönen Gastflüge und Erklärungen zum Flugzeug :).

Auch über den Besuch des neuen Inhabers der Professur für Luftfahrzeugtechnik der TU Dresden freuten wir uns außerordentlich. Nach einer Vorstellung unserer Akaflieg und der D-B11, hob Professor Markmiller gemeinsam mit unserem 1. Vorstand ab, um bei einem Rundflug über dem Dresdner Stadtgebiet und der Sächsischen Schweiz die für ihn neue Umgebung kennenzulernen. Wir bedanken uns für diesen Besuch und das Interesse an der Akaflieg und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit. (Mehr dazu im separaten Artikel)

Einen weiteren besonderen Höhepunkt bildete das Sunrise- Fliegen in der zweiten Fluglagerwoche. Unser Antrieb war es, die besondere Atmosphäre des lautlosen Fluges in der Morgendämmerung zu erleben. Hierfür wurde sich spätestens 4:30 aus dem Bett gepellt, 5:00 standen alle beim Briefing zusammen, und kurz nach 6:00 Uhr hob der erste Flieger vom Boden ab. Das frühe Aufstehen lohnte sich: Es ist ein einmaliges Erlebnis, im Dämmerlicht des anbrechenden Tages durch absolut ruhige Luft zu gleiten und die beeindruckende Kulisse der Pirnaer Umgebung aufzusaugen. Im Westen blickt man auf die noch aktive Beleuchtung des Dresdners Stadtgebietes, im Norden auf sanftes Hügelland, im Osten erkennt man das Naturspektakel Sächsische Schweiz mit Höhepunkten wie den Lilienstein oder die Festung Königstein. Und Richtung Süden schweift der Blick über die Elbe, einige ihrer Brücken und den Bootsverkehr. Kurzum: Eine wirklich besondere fliegerische Erfahrung.

All diese Dinge wären ohne die Mithilfe engagierter Mitglieder des AC Pirna nicht denkbar gewesen. Ein großer Dank soll an dieser Stelle an all jene gesendet werden, die mit der Bedienung der Startwinde, dem Wahrnehmen der Flugleiterdienste und anderen Dingen einen so produktiven und spannenden Flugbetrieb erst möglich gemacht haben.

Obwohl das Wetter in den 2 Wochen thermisch nicht besonders optimal war, versuchten sich drei unserer fortgeschrittenen Flugschüler an den ersten eigenen Streckenflügen.

Dennis wollte zusammen mit einem hinter ihm sitzenden Fluglehrer nach Löbau zu fliegen. Die Schwierigkeit bestand darin, dass die Thermik an diesem Tag nur in einem relativ kurzen Zeitfenster ausreichend stark war, um den Flieger am Himmel zu halten. So konnte er auf dem Rückweg Richtung Pirna keine ausreichend starke Thermik mehr finden und beendete der Flug mit einer Außenlandung auf einem Acker bei Schmölln- Putzkau. Das Flugzeug wurde anschließend in einem Hänger zurück zum Flugplatz gefahren.

Elsbeth wollte an diesem Tag auch nach Löbau fliegen. Er schaffte es nach 5 Starts an der Winde, endlich Anschluss an die Thermik zu finden. So machte auch er sich auf den Weg, entschied sich aber wegen des abbauenden Wetters in der Nähe von Neukirch, umzukehren und über Bischofswerda zurück nach Pirna zu fliegen. Ca. 10 km vor dem Platz gestaltete sich die Thermiksuche sogar so schwierig, dass er einer Landung auf dem Acker nur knapp entgehen konnte.

Auch ich bin im Sommerfluglager das erste Mal allein auf Strecke gegangen- Klix, ein Flugplatz nördlich von Bautzen, war das Ziel. Nur 10 km von Pirna entfernt, musste ich feststellen, dass die kleineren Flüsse, mit deren Hilfe ich mich orientieren wollte, zwar auf der Karte gut sichtbar, in der Landschaft, die vor mir lag, jedoch erstaunlich schwer zu erkennen waren. So war ich nach einigen langen Momenten der Ratlosigkeit über meine eigene Position sehr dankbar, als das Kraftwerk Boxberg am Horizont sichtbar wurde. Mit dieser Orientierungshilfe erreichte ich Klix entlang meiner geplanten Route. Der Rückweg gestaltete sich wegen abbauender Wolken etwas schwierig, dennoch war es am Ende möglich, wieder auf dem Startflugplatz Pirna zu landen.

Was haben diese drei Flüge gemeinsam? Sie haben uns allen riesigen Spaß gemacht, es war für jeden ein beeindruckendes Gefühl, allein im Flugzeug für die eigenen Entscheidungen verantwortlich sein, wir wurden durch großartige Aussichten auf die besondere Landschaft der Elbe und Sächsischen Schweiz belohnt und haben dabei unglaublich viel gelernt.

Der Reiz eines Fluglagers besteht natürlich auch in der Einrahmung des Flugbetriebes durch entspannte Abende, in denen gemeinsam gekocht, gegessen und gelacht wird. Bei selbstgemachter Pizza, auf dem Flugplatz gesammelten Wiesenchampignons, oder am Grill, ließen wir die Tage bei guter Stimmung zusammen mit den Pirnesen ausklingen. So blicken wir zurück auf ein Sommerfluglager voller Höhepunkte und gehen mit schönen Bildern im Kopf dem Winter entgegen. Vielen Dank an Alle Beteiligten!

(Flossen)

Categories:

Comments are closed