Alle zwei Jahre haben junge Segelflieger die Möglichkeit sich für die Deutsche Meisterschaft der Junioren, organisiert durch den Deutschen Aero Club e.V., zu qualifizieren. Eine der insgesamt vier Qualifikationen fand in Stölln/Rhinow vom 23.07.2017 bis zum 03.08.2017, nordwestlich von Berlin, statt. Angemeldet hatten sich insgesamt 24 Club- und 18 Standardklassepiloten. So ging es anfangs mit einem gut zugepackten Auto, unserem Leistungseinsitzer, der DG 100, für zwei Akaflieger, Christian „Krapotke“ Deussen als Pilot und Felix „Neptun“ Krüger als Helfer, nordwärts Richtung Brandenburg.

Angekommen in Stölln/Rhinow bauten wir unser Zelt im Dauerregen auf und meldeten uns beim Wettbewerbsleiter an. Abends beim Eröffnungsbriefing waren die Aussichten auch für die kommenden beiden Tage nicht zuversichtlicher, allerdings wurde jedes Briefing mit einem kleinen musikalischen Gesangsakt der dort ansässigen Flugplatzkapelle eröffnet. Dies war schon Grund genug 10.00 Uhr in der großen Briefinghalle anwesend zu sein. Da der kommende Tag schon am Vorabend auf Grund des Dauerregens neutralisiert war, erklommen wir den Gollenberg direkt neben dem Flugplatz. Dieser Berg gilt als Ursprung für den Gleitflug. Der Luftpionier Otto Lilienthal führte dort 1891 seine ersten Flugversuche durch, wobei ihm 1893 schon Flüge über eine Reichweite von 250m gelangen. Im Jahre 1896 erfasste schließlich unerwartet eine Windböe seinen Gleiter und er verunglückte aus 17m Höhe am Gollenberg. Als Geschenk für die Stadt Stölln zum Gedenken an Otto Lilienthal wurde das russische Langstreckenflugzeug IL-62 der Stadt gespendet. Diese Landung zählt bis heute zu den Weltrekorden. Das dafür präparierte Flugzeug landete auf einer 850m langen Graspiste. Normalerweise sind 2500m vorgesehen.

Der kommende Tag versprach zumindest keinen Dauerregen. Vom täglichen Skypetelefonat mit den TopMeteo Meteorologe Bernd Fischer erhofften wir uns ein kleines Wetterfenster, welches für einen Wertungstag ausreicht. Die Startbereitschaft wurde auf 14.00 Uhr verlegt. Allerdings verbreitete sich zunehmend Skepsis bei den Piloten, als der erste Nieselregen sich ausbreitete. Schließlich wurde der Tag neutralisiert. Am täglich geöffneten Bierwagen wurde dann wieder die Zuversichtlichkeit für die kommenden Tage mit anderen Piloten aufgetankt.

Am folgenden Tag wurde das Wetter des Meteorologen als „fliegbar“ eingestuft. Starker Westwind machte der Wettbewerbsleitung zunehmend bei der Planung der Aufgabe zu schaffen und letztendlich wurde sich für eine AAT (Assigned Area Task) entschieden. Dabei geht es darum eine möglichst große Strecke in einer festgelegten Zeit zu fliegen, wobei die Wendesektoren mit einem entsprechenden Radius festgelegt sind. 90 Minuten nachdem der erste Clubklasseflieger gestartet ist, durfte sich auch unsere DG100 an die Wilga ranhängen. Eine halbe Stunde später wurde der Abflug freigegeben. Erste Piloten landeten schon nach wenigen Minuten außen, doch Krapotke hielt sich weiter in der Luft und landete nach 5h Flugzeit wieder auf dem Platz. Das Endresultat ließ sich sehen, 2. Platz unter den Clubklassefliegern. Als Preis gab es ein Roséwein mit 15% Auftrieb (Umdrehungen).

Die beiden darauffolgenden Tage wurden entweder durch zu starken Wind in der Höhe mit bis zu 50 km/h und relativ niedriger Wolkenbasis oder regenbehafteten Fronten neutralisiert. Besonders schwierig für die Gültigkeit eines Wertungstages war vor allen Dingen die lange „Parkdauer“ der Piloten in der Luft bis alle Flieger einer Klasse mit den Schleppmaschinen hochgezogen wurden. In der Zeit änderte sich oft das Wetter, sodass keine ähnlichen Bedingungen für alle Piloten gegeben waren. Die freie Zeit wurde entweder durch ein Kicker- oder Tischtennisturnier gut ausgefüllt, bei dem auch die Akaflieg Dresden mit den 2. Platz glänzen konnte.

Der vom Meteorologen als wohl bester prognostizierter Wettbewerbstag – mit schwacher Südwesteströmung unter Hochdruckeinfluss und einer PFD (Possible flight distance) mit knapp 500km – brachte den Piloten Selbstbewusstsein. Aufgabe war ein 332 km Racing Task mit zwei Wendepunkten. Startbereitschaft war bereits 11 Uhr um den ganzen Tag ausnutzen zu können. Nach erfolgreichem Parken in der Luft mit guten Steigwerten bis zu 3m/s, wurde der Abflug für alle Clubklasseflieger freigegeben. Nach 20 Minuten kamen allerdings die ersten Außenlandemeldungen ein und ich suchte die DG auf dem ständig aktualisierten Twitter-Account des Wettbewerbs. Erst 3h nach dem freigegebenen Abflug bekam ich einen Anruf von einer erfolgreichen Außenlandung 10 km entfernt vom Platz. Angekommen am Feld halfen uns nette Anwohner die DG aus dem Acker zu ziehen. Resümee des Tages war, dass alle Piloten, sowohl von der Club- als auch von der Standardklasse außengelandet waren. Dennoch war dies ein gültiger Wertungstag. Krapotke fasste diesen Tag mit einem Wort ganz gut zusammen: „Katastrophe“.

Das Ende der zweiten Woche näherte sich und es waren bisher nur zwei Wertungstage mit dabei. Damit eine Qualifikation als gültig abgestempelt wird, müssen mindestens drei Wertungstage vorliegen. Somit versucht die Wettbewerbsleitung jeden möglichen Tag zu nutzen. Es schleppten jetzt sogar fünf Maschinen die Flieger auf 600m. Das Wetter in Brandenburg meinte es allerdings gut und so kam es zwei Tage vor dem Abschlussabend zu dem letzten Wertungstag. Aufgabe war eine AAT (108 km bis 230 km) mit zwei Wendesektoren mit 25 km Radius. Das Wetter wurde von dem Meteorologen schlechter vorhergesagt, als es eigentlich war. Dennoch landeten von den 24 Clubklassefliegern die Hälfte außen. Krapotke blieb allerdings konsequent und flog als erster nach der Abflugfreigabe ab und kam als letzter am Platz an. Dies sorgte für einen Schnitt von 37km/h, allerdings gab es trotz dieses Schnittes eine Geschwindigkeitswertung. Bei Außenlandungen werden nur Punkte auf die bis dahin zurückgelegte Strecke vergeben.

Aufgeregt verfolgten wir in den Folgetagen die errechnete vorläufige Gesamtwertung. Das Resultat sah mehr als gut aus. Insgesamt vierter von den 24 Clubklassefliegern aus ganz Deutschland hieß es am Ende. Für die Siegerehrung am Abschlussabend gab es als Preis ein ganzjähriges „Segelfliegen“-Abo und dazu noch einen festen Platz in der „Deutschen Junioren-Meisterschaft“ für Segelflieger 2018. Der Abschlussabend wurde mit einem 45-minütigen Konzert der Flugplatzkapelle abgerundet bevor unser Heimweg Richtung Dresden begann.

Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass der Wettbewerb ein voller Erfolg war. Es wurden neue Bekanntschaften geknüpft, man hat sich über andere Flugzeuge ausgetauscht, die Historie des Standortes lernte man zu schätzen und man freut sich definitiv auf die kommenden Wettbewerbe.

Krapotke und "versteckter" Felix in/ an der DG
« von 11 »

 

 

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